Montag, 18. November 2013

Saisonabschluss am Frauenfelder Marathon

Ich hab mich entschieden, als Saisonabschluss noch den Frauenfelder Marathon zu laufen. Ziele hatte ich eigentlich keine. Da der Marathon ziemlich coupiert (über 500Hm) ist, war ich mir nicht sicher, ob ich unter 4h laufen konnte. Ich schätzte eine Zeit von 3:55 bis 4:10h. Der Frauenfelder Marathon ist am Frauenfelder Waffenlauf angehängt. Die Waffenläufer starten dabei 30 Minuten vor den Marathon-Läufern. Die Strecke führt nach Wil, dort ist der Wendepunkt und es geht zurück nach Frauenfeld. Es gibt auch einen Halbmarathon-Wettkampf, welcher ab Wil nach Frauenfeld führt. Dieser startet 2h nach dem Marathon, ich sollte also ungefähr zur Startzeit in Wil sein. Das war dann ein kleines Zwischenziel für mich.


Da mein Götti in Frauenfeld wohnt, haben wir verabredet, uns beim Start zu treffen und nach dem Rennen gemeinsam zu essen. Nach Startnummer abholen und umziehen bei der Kaserne, marschierte ich hinter dem Waffenlauf-Zug zum Start am Marktplatz. Dort traf ich Götti und gemeinsam haben wir um 10Uhr den Start der Waffenläufer angeschaut. Standesgemäss gingen die rund 200 Teilnehmer mit einem Kanonenschuss auf die Strecke. Die Bedingungen waren mit ca. 6°C etwas kühl, aber da trocken doch sehr angenehm. Da ich ja meinen Betreuer hatte, konnte ich die wärmende Faserpelz-Jacke bis 3 Minuten vor dem Start anbehalten und ihm nachher mitgeben. Da die Verpflegungsposten auf der ersten Streckenhälfte recht weit auseinander waren und ich den Lauf ja als Training für Ultras machte, entschied ich mich mit dem Raidlight-Rucksack inkl zwei 7dl-Trinkflaschen zu laufen. Ich war natürlich als einziger Läufer so ausgerüstet, was dann einigen Zuschauern auch auffiel (Beispiel-Kommentar "Links Bier, Rechts Schnaps").



Auch für den Marathon waren nur rund 200 Läuferinnen und Läufer am Start. Das gefällt mir, da nicht so ein grosses Gedränge herrscht. Die Kanone ist bereits nachgeladen und wer sich beim Startschuss nicht die Ohren zuhält, erschrickt gehörig. Götti hatte mich vor dem ersten Aufstieg bis zum Spital gewarnt. So reihe ich mich dann auch fast zu hinterst ein und lasse es ruhig angehen. Es gelingt mir endlich einmal, den Puls nach dem Start einigermassen im Griff zu behalten. Da ich mit meinem Flaschensystem sowieso der Exot war, konnte ich die Anstiege ja auch als Einziger marschieren. Alles Ultra-Technik halt. Mit marschieren bin ich bei steilen Anstiegen gar nicht viel langsamer, als die Läufer in meiner Umgebung und kann dabei Kräfte sparen und etwas regenerieren. Die Strecke gefällt mir sehr gut und erinnert mich an den 100km-Lauf von Biel. Viel über Land und ab und zu durch ein Dorf. In der Rennvorbereitung habe ich den Fehler gemacht, nicht mehr auf die Toilette gegangen zu sein. So brauche ich dann eine Pinkelpause auf einer Viehweide. Nach einer Stunde verdrücke ich in einem Aufstieg ein Snickers. Bei den Verpflegungsstellen nehme ich jeweils auch Bananenstücke. Körperlich geht es mir gut, einzig auf der Aussenseite des linken Knies habe ich einen Schmerz bereits in der ersten Rennhälfte.

Beim Einlauf in Wil ärgere ich mich kurz, da eine Halbmarathon-Läuferin beim Warmlaufen genau quer vor mir durchläuft und ich sie ramme. Blöde Kuh! - Ich fülle meine Flaschen bei der Verpflegung und bin so wieder ausgerüstet bis Frauenfeld. Ziemlich genau nach 2h laufe ich über die Halbmarathon-Marke. In der Nebengasse schiesst die Startpistole für den Halbmarathon. Zwischenziel erreicht! - Diesmal also genau die umgekehrte Situation gegenüber dem Luzern-Marathon. In Luzern war die erste Streckenhälfte von den Halbmarathonern gefüllt, hier ist es die Zweite. Ich tauche also bei der nächsten Kreuzung ins Halbmarathon-Feld ein und werde auf den nächsten 8 km dauernd überholt. Zum Glück bin ich psychisch in solchen Situationen schon deutlich stabiler als vor einigen Monaten :-). Ungefähr zwei Drittel der Höhenmeter haben wir bis Wil hinter uns gebracht. von nun an geht es also wesentlich mehr bergab als bergauf. Das ist zwar schön, aber wie schon beim Bieler 100er, sehne ich mir bald eine Steigung herbei, damit ich einen Rythmuswechsel und etwas Erholung bekomme. Längere Steigungen gibt es aber bis kurz vor Frauenfeld fast keine. Der Körper ist soweit immer noch in Ordnung und die Kilometer gehen langsam aber sicher runter. Ab und zu kann ich einen Waffenläufer überholen. Die sind dann aber meist 20 Jahre älter als ich.


Der Puls ist sehr gleichmässig zwischen 170 und 175 Schlägen/Minute, was für mich ziemlich optimal ist. Die Kilometer gehen gut vorbei, obwohl ich mich zwischendurch frage, weshalb ich eigentlich solche Sachen mache und ob ich denn wirklich noch längere Läufe machen will. Nach drei Stunden Laufzeit zeichnet sich ab, dass ein Finish unter 4h möglich ist, falls ich nicht einbreche. Ich habe das Gefühl, dass mein linker Oberschenkel kurz vor einem Krampf ist und trinke bei den nächsten Verpflegungen jeweils einen Becher Bouillon. Auch einen Energie-Gel spühle ich runter. So 10km vor dem Ziel hat es sich mit den Halbmarathonern eingependelt und ich kann sogar einige wieder überholen, die zu schnell angegangen sind. Das gibt Auftrieb. Ich kann mein Tempo halten und am Schluss sogar nochmals zusetzen. Die Renneinteilung war also ziemlich optimal. Die letzten beiden Kilometer führen wieder abwärts was es natürlich einfacher macht. In 3:55:47h laufe ich ins Ziel und bin sehr zufrieden.



Fazit:
Wenn ich mit meinem Marathon-Debut im April in Zürich vergleiche, habe ich sicher seither  an Erfahrung gewonnen. Folgende Faktoren sind fallen hier besonders ins Gewicht:

-Die "Renn-Nervosität" hat stark abgenommen und ich kann mich besser auf mich und mein Rennen, als auf andere unwichtige Sachen konzentrieren.
-Die Renneinteilung ist besser geworden. Ich lasse mich nicht zu einem hohen Starttempo mitreissen und kann dafür gleichmässig durchziehen.
-Ich verpflege mich besser, dadurch habe ich weniger Probleme mit Krämpfen und Leistungseinbrüchen.

Bis zum Saisonstart 2014 habe ich nun Zeit, an meiner Grundlagen-Ausdauer zu arbeiten. Nächstes Jahr möchte ich vor allem Ultratrails (80 - 100km) laufen. In diesem Segment habe ich aber noch keine Erfahrungen und muss deshalb erst mal schauen, ob ich die Belastungen überhaupt verkrafte.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

SwissCity Marathon Luzern 27.10.13 / Marathon ist hart!

Zum Saisonabschluss wollte ich mir noch einen "lockeren" Flachland-Marathon gönnen. So habe ich mich also für den SwissCity Marathon in Luzern angemeldet. Da ich die lezten Wochen nur wenig trainiert habe, war ich eigentlich nicht sehr ambitioniert. Ich bin aber davon ausgegangen, dass ich meine beste (und einzige) Marathon-Zeit vom Frühling in Zürich (3:48h) verbessern würde. (Wie man sich täuschen kann)

Folgende Ziele habe ich mir für Luzern gesetzt:

1.) Einen Negativ-Split laufen
Das heisst die zweite Hälfte schneller als die erste laufen. In Zürich war ich zu schnell gestartet und deshalb eingebrochen. Das sollte mir hier nicht mehr passieren.

2.) Die erste Hälfte unter 2h laufen
Der Negativ-Split ist einfach, wenn man die erste Hälfte verbummelt. Deshalb dieses zweite Ziel.

3.) Kein Hungerast / keine Krämpfe
Richtig und genügend verpflegen. Dies im Hinblick auf längere Rennen.

4.) Have fun / A smile on the finish line
Ja, das stellt man sich ja immer so schön vor!

Der Marathon-Wetterbericht vom Samstag Abend tönte toll. Es soll trocken bleiben, bei angenehmen Temperaturen. Glaub nie einem Wetterfrosch. Als ich am Sonntag morgen beim Verkehrshaus vom Schiff gehe, fallen die ersten Tropfen. Startnummer abholen geht sehr gut, anschliessend trinke ich noch einen Kaffee und konsultiere das Regenradar. Das sieht nach "Wet Race" aus. Ich überlege mir, wie ich das nun am Besten organisiere, damit ich nicht schon vor dem Start total nass bin. Schlussendlich entschliesse ich mich zu folgendem Tenü: kurze Hosen, Langarm-Shirt, Laufjacke vor dem Start (binde ich fürs Rennen um), Mütze. Die Bauchtasche mit den Energie Gels nehme ich nicht mit und vertraue stattdessen auf die offizielle Verpflegung. Nach dem umziehen kann ich mir noch eine Pellerine der SUVA ergattern und bin so bis zum Start gut vor dem Regen geschützt.

Entgegen meiner Gewohnheit, laufe ich mich heute sogar mal ein. Damit will ich die grossen Pulsschwankungen am Start verhindern. Ich starte in der Gruppe mit Endzeit von 3:45 bis 4:00h. Ich will ja aber unter 3:45h ankommen. Pünktlich um 9:10 Uhr werden wir losgelassen. Es ist ein ziemliches Gedränge, da die erste Runde gemeinsam mit den Halbmarathonern gelaufen wird. Ich halte mich zurück, es gelingt mir aber trotzdem nicht, den Puls unter 160 Schlägen zu halten. Die Strecke ist schön, mit Sicht auf die umliegenden Berge. Es hat allerdings pro Runde 3 kurze Steigungen drin. Beim 100km würde ich diese Steigungen gehen, aber bei einem Marathon läuft man diese! Der Puls geht dabei ins nirgendwo.

Ich trinke bei jeder Verpflegungsstelle Wasser und esse Bananen, wo es solche gibt. Bei Kilometer 25 drücke ich ein Gel runter. Mir fehlt das Bündnerfleisch der Ultratrails! - Nachdem ich bei der ersten Verpflegung laufend trinken will und das Wasser durch die Nase reinziehe, mache ich nachher jeweils eine Gehpause.



Zuschauermässig sind die Highlights der Strecke am Ende der Runde. Die KKL-Passage ist toll und der anschliessende Lauf durch die Altstadt ebenfalls beeindruckend. Die Halbmarathoner sind nun schon im Endspurt und wir Marathoner machen uns bereit für die zweite Runde. Etwas hart ist es immer, wenn man Richtung Wendemarke läuft und die vor einem liegenden Läufer bereits entgegenkommen. Ab dem Wendepunkt hat es dann viel weniger Läufer auf der Strecke. Im Vergleich zu einem Ultratrail ist aber immer noch "viel Verkehr" und es verleitet zum anhängen und überholen. Dies kann einem zwar helfen, es besteht aber auch die Gefahr, dass man zu schnell läuft. Mehr als einmal beobachte ich Läufer, welche zu zweit oder dritt laufen. Das kann hart bis gefährlich für den schwächsten der Gruppe werden, wenn er andauernd überfordert ist.

Die Halbmarathonmarke passiere ich mit einer Zeit von 1:53h. Eine leichte Enttäuschung, da ich dies in Zürich in 1:48 geschafft habe. Immerhin fühle ich mich körperlich besser als damals. Der Regen hat aufgehört und es scheint sogar kurz die Sonne. Ungefähr bei km 23 kommt mir der Führende entgegen. Unglaublich, was der für ein Tempo durchzieht, obwohl es noch nicht mal ein Weltklasse-Läufer ist. Ich zähle nun die Kilometer rückwärts. Bei den Steigungen überwinde ich meinen Stolz und marschiere. Ich will mich nicht "verheizen" und nachher mit Krämpfen durchs KKL humpeln. Ein Läufer überholt mich mehrmals, muss dann aber immer wieder stoppen und dehnen, da ihn Krämpfe plagen. Es hat nun auch viele Läufer, welche auf den Flachstücken marschieren. Insbesondere dort, wo es keine Zuschauer hat.



Ich kämpfe auch etwas und der Puls ist mittlerweile ständig über 170. Ich will aber bis ins Ziel durchlaufen und es ist motivierend, dass ich dauernd überholen kann und nur selten überholt werde. Meine Rennteinteilung ist definitiv besser sie es in Zürich war. Irgendeinmal fallen die restlichen Kilometer in den einstelligen Bereich und ich beginne zu rechnen, wie meine Endzeit wohl aussehen wird. Ich stelle fest, dass mein zweiter Marathon wohl langsamer als der erste sein wird. Kleine Enttäuschung. Das hilft jetzt aber nichts. Nicht denken, laufen! Erfreulicherweise habe ich heute absolut keine Krampferscheinungen und auch der Energiehaushalt stimmt. Den hohen Rhytmus über fast 4 Stunden durchzuhalten ist aber schon hart.

Zum zweiten Mal durchs KKL. Seit Horw werden wir jeweils vom Speaker mit Namen angekündigt. Dann in die Altstadt. Es herrscht eine tolle Stimmung. Nun noch bis ins Verkehrshaus. Ich rechne: Noch zwei Kilometer, das sind ungefähr 12 Minuten. Die Spannung ist weg, das Ziel in Reichweite, nun einfach noch fertig laufen. Dann ist es geschafft! Ich muss dringend pinkeln und entdecke ein ToiToi bei der Sanität. Die Sanitäterinnen wollen mich sogleich behandeln, ich winke ab und beim pinkeln wollen sie dann nicht helfen. Danach starte ich sofort die Regeneration mit einem Bier (leider alkoholfrei). Die weiteren Höhepunkte sind eine heisse Dusche im Garderobenzelt und eine Cervelat vom Grill. Die Uhr ist schlussendlich bei 3:51:25 stehen geblieben. Keine persönliche Bestzeit, aber trotzdem eine positive Erfahrung!



Zielerreichung:
1.) Einen Negativ-Split laufen
Ziel klar verfehlt. Die zweite Hälfte war etwa 4 Minuten langsamer als die erste. Der Einbruch ist aber wesentlich geringer als in Zürich, wo der Unterschied 12 Minuten betragen hat. Ich versuchs beim nächsten Mal nochmals!

2.) Die erste Hälfte unter 2h laufen
Das habe ich gut geschafft.

3.) Kein Hungerast / keine Krämpfe
Das hat ebenfalls gut funktioniert. Ich konnte mich genügend verpflegen und hatte bis ins Ziel und auch danach keine Probleme mit Krämpfen.

4.) Have fun / A smile on the finish line
Ein Marathon ist kein Kindergeburtstag und der Fun hält sich für mich während dem Rennen in Grenzen. Ich hatte aber nie das Gefühl, völlig am Anschlag zu sein. Und im Ziel ist dann sowieso immer alles wieder gut!


Lessons learnd
Ich werde wohl nie der Strassen-Marathon-Typ werden. Die gleichmässige und hohe Belastung ist ziemlich zermürbend und es fehlt die Abwechslung. Zudem ist viel "Wettkampfieber", dafür wenig Naturerlebnis enthalten. Ich denke den nächstes Mal versuche ich mal bewusst mehr als 4 Stunden zu brauchen und zu spüren, wie sich das anfühlt.
Ich habe nun Lust auf Grundlagentraining mit niedriger Intensität!



Sonntag, 15. September 2013

Sardona Trail Marathon

Der Plan war ziemlich gut. Ich sollte dieses Wochenende unsere Jungs hüten, da meine Frau wegen Weiterbildung abwesend war. Ich dachte uns Männern würde etwas Bergluft gut tun. Schnell die Schwiegermutter in Davos gefragt, ob sie Lust und Zeit für die beiden Racker hat, dann mich selber für den Sardona Trail Marathon angemeldet.

Am Freitag Nachmittag habe ich den Nachwuchs in Davos abgegeben und bin dann nach Schänis zu meinen ehemaligen WG-Kollegen Stefan Zweifel und seiner Familie gefahren. Unterwegs habe ich in Wangs noch kurz die Startnummer abgeholt.

Mit der Startnummerausgabe fängt alles an.
Nach dem Nachtessen noch gemütlich zwei Bier zum auffüllen der Flüssigkeitsreserven. So sieht eine seriöse Wettkampfvorbereitung aus. Am Morgen bin ich dann nach 7:30Uhr in Wangs auf die Seilbahn, welche mich zum Startort Furt brachte.

Ich habe den Sardona Trail Marathon (38km / 3000Hm) mit dem Irontrail T41 (48km / 2900Hm) verglichen., welchen ich im August gelaufen bin. In meiner Überlegung, sollte der Sardona einfacher sein, weil 10km kürzer und Startzeit so früh, dass ich nicht in die Nacht kommen werde. - In die Nacht bin ich dann tatsächlich nicht gekommen. Betreffend einfacher war die Einschätzung nicht unbedingt treffend. Richtig wäre eher: Mein schneidet beim Irontrail die einfachen Flachstücke mit guten Wegen raus, streut über den Rest eine gehörige Ladung Steine und, da im September, legt ab 2300m noch 10cm Schnee drauf! Fazit: Es geht immer entweder steil hoch oder steil runter und der Trail ist brutal technisch.

Um 8:30 starten die Ultra-Läufer, welche den 80km-Lauf absolvieren. Meine erste Erkenntnis an diesem Tag: Nächste Woche kaufe ich mir auch solche Kompressionsstrümpfe. Jeder/jede trägt hier solche. Ich getraue mich fast nicht, ohne dieselben in den Startpulk zu stehen. Ich hab zwar von Kindheit her eine Abneigung gegen Kniesocken, nun wirkt aber der Gruppenzwang.

Die Pfleichtausrüstung wird hier nicht einfach per Selbstdeklaration abefragt, sondern in einer Materialkontrolle abgefragt. Da kommen doch gleich Gefühle wie an der Freitag-Abend-Mat-Kontrolle in der RS auf. Ich bestehe und werde zum Rennen zugelassen. Lustigerweise treffe ich Arsène Perroud, mit welchem ich vor bald 20 Jahren die Berufsschule besucht habe. Wir quatschen noch bis zum Startschuss und ich hefte mich dann an seine Fersen.
Startfeld des 80km Ultra-Trail

Furt - Gaffia / 6.4km, +620m, -280m
Wir reihen uns im hintersten Drittel des Feldes ein. Die Strecke führt zuerst leicht abwärts und wird bald zum Singletrail, auf dem das überholen schwierig ist. Mein Puls ist zu hoch, obwohl wir nicht wirklich schnell unterwegs sind. Eine Mischung aus Wettkampffieber und fehlendem Einlaufen. Ich konzentriere mich nur auf die Schuhe von Arsène und hoffe, dass mein Puls bald sinkt. Ich bin froh, dass ich mich für die kurzen Hosen und das Kurzarmshirt entschieden habe. Die Sonne kommt hervor und es wird sofort warm. Auf den exponierten Gräten ziehe ich die Ärmlinge nach hinten, um mich vor dem Wind zu schützen. Kurz vor Gaffia hält Arsène kurz an und ich ziehe vorbei. Von nun an laufe ich mein eigenes Tempo. Gaffia erreiche ich nach 1h05. Geschätzt hatte ich etwa 1:15. Der Durchschnittpuls ist mit 172 auf diesem Abschnitt aber viel zu hoch. In Gaffia fülle ich meine Wasserflaschen nach.

Gaffia - Lavtinasattel / 6.9km, +870m, -240m
Das Feld hat sich nun schon ordentlich auseinandergezogen und die Strecke führt auf dem bekannten Wanderweg der 5-Seen-Wanderung weiter aufwärts. Die Strecke ist anspruchsvoll, da der Weg mit vielen Steinen durchsetzt ist. Ich bin froh, dass ich diesmal Stöcke dabei habe, das erleichtert die Sache etwas. Wir kreuzen viele Wanderer, welche netterweise den Weg jeweils freigeben. Am Anfang bedanke ich mich immer freundlich, dann bekomme ich aber Seitenstechen und mache deshalb auf asozial. Bemerkenswerte Punkte bis zur Wildseelugge: Die schönen Bergseen, ein Feld von Steinmannli welches wir durchqueren, die Spitze der Short-Distance-Läufer, welche uns hier überholt. Die sind 45 Minuten nach uns gestartet und setzen hier schon fast zum Schlussspurt an. Ich kann auf diesem Abschnitt auch eine handvoll Läufer überholen und hoffe, die kann ich auch bis ins Ziel hinter mir lassen. Das Wetter ist ideal und die Sicht reicht bis zum Bodensee. Ab ca. 2300m hat es nun Schnee oder besser gesagt Pflotsch. Es ist eine glitschige Angelegenheit und es braucht ständig die volle Aufmerksamkeit. Beim Wildsee ziehe ich ein erstes Snickers aus der Tasche, damit ich etwas Energie zuführen kann. Die Strecke führt hier über ein Geröllfeld mit Steinen unterschiedlicher Grösse. Während dem Essen bin ich etwas abgelenkt und übertrampe mir prompt den linken Fuss. Der Schmerz ist kurz ziemlich heftig und ich humple weiter. Zum Glück kommt gleich der steile Anstieg auf den Lavtinasattel, mit 2587m der höchste Punkt der Strecke. Hier überhole ich Roland, welcher mich kurz vor meinem Fehltritt kassiert hat. Der höchste Punkt der Strecke wäre eigentlich ein Punkt zum feiern. Dahinter kommt aber ein brutaler Downhill von fast 1700Hm bis nach Schwendi auf 909m. Mir ist nicht nach feiern zu Mute. Geplant war für diese Strecke ca. 1:30, effektiv habe ich 1:52 benötigt.

Lavtinasattel - Schwendi / 10.2km, +40m, -1700m
Schon wenige Meter nach dem Gipfel überholt mich Roland wieder. Der ist bergab ungefähr doppelt so schnell wie ich. Unglaublich! Ich hoffe, es sind nicht alle hinter mir so schnell. Es ist steil und rutschig und mein Fussgelenk schmerzt. Zudem habe ich schlechten GPS-Empfang und deshalb bleibt der Höhenmesser hängen. Ich weiss nicht, wie viele Höhenmeter ich schon vernichtet habe und das nervt mich! Leichte Krampferscheinungen machen sich bemerkbar und ich lutsche eine Kalziumtablette. Ich habe Angst, dass ich wegen den Schmerzen im Fuss, nicht gleichmässig belaste und sich dadurch muskuläre Probleme ergeben könnten. Alles denken bringt nichts, nur stetige Vorwärts- bzw. Abwärtsbewegung bringt mich näher ans Ziel. Meine Wasservorräte sind zu Ende und ich weiss nicht, wann die nächste Verpflegung kommt. Auf dem Streckenprofil ist eine Verpflegung eingezeichnet, diese erkenne ich aber nicht als solche und verpasse es deshalb. Zum Glück ist Alpabzug im Weisstannental und ich bekomme in Weisstannen einen feinen Sirup von der "Sennenverpflegung". An einem Brunnen fülle ich die Flaschen und entledige mich meiner Gaiters (Gamaschen). Die haben sich schon wieder gelöst und flattern um die Knöchel. Da muss ich noch eine bessere Lösung finden. Im Abstieg konnte ich noch zwei Läufer überholen. Überholt werde ich nicht. Sonst ist es hier eine ziemlich einsame Sache. Nach 1:47h bin ich in Schwendi (geplant waren ca. 2:00h)

Schwendi - Gamidaurspitz / 7.3km, +1340m
Am Verpflegungsposten genehmige ich mir einen Becher Cola und etwas Bünderfleisch. Der Mann an der Verpflegung wünscht mir einen guten Rhythmus für "die Rampe". Das wünsch ich mir auch. Auf dem Wegweiser steht 4:55 bis Gaffia. Normalerweise kann ich diese Zeiten halbieren. Jetzt bin ich mir aber nicht sicher. Der Startanstieg ist wieder brutal steil und ich versuche einen gleichmässigen "Bergführerschritt" zu finden. Ich überhole einen 80km-Läuer, welcher aufgegeben hat, nun aber trotzdem zu Fuss über den Berg zurück muss. Etwas weiter oben sitzt Roland auf einem Stein. Er hat eine Krise und ruht sich etwas aus. Ich sehe ihn erst im Ziel wieder, und er sagt mir, die Krise ist bis dort geblieben. Die restlichen ca. 2h bis ins Ziel treffe ich keinen Läufer mehr. Bergauf geht es ziemlich gut mit dem Fuss und die Schmerzen halten sich in Grenzen. Ich kontrolliere meine Fortschritte anhand der Uhr und des Höhenmessers. Meine Traumzeit von 7h kann ich abhaken und ich hoffe nun, dass ich es unter 8h schaffe. Den zweiten Snickers-Riegel habe ich inzwischen auch weggeputzt und etwas Gel ging auch noch runter. Betreffend Verpflegung habe ich sicher noch Optimierungspotential, damit ich für Ultra-Strecken genügend Energie während dem Laufen zuführen kann. Ein paar Mal bleibe ich kurz stehen um durchzuschnaufen. Ich motiviere mich schlussendlich, alle 10 Minuten, 100 Meter aufgestiegen zu sein. Das klappt und nach 2:10 bin oben (geplant 2:30). Nun geht es nur noch runter bis ins Ziel!

Gamidaurspitz - Furt / 5.6km, +20m, -750m
Schon auf den ersten Metern abwärts merke ich, dass dies kein "Feierabendlauf" ist. Das Fussgelenk schmerzt und verunsichert mich. Die Oberschenkel- und Wadenmuskeln verkrampfen sich bei unbedarften Bewegungen. Ich habe nicht viel Reserve. Immerhin hat es hier wieder Wanderer auf der Strecke, welche etwas Abwechslung bieten. Die Strecke bis Gaffia sind wir schon auf dem Hinweg gelaufen und ich kenne die Stellen deshalb. Es scheint allerdings eine Ewigkeit her, als ich hier durchgekommen bin. Meine Ziel für diese Etappe: Ich werde von niemandem überholt und ich schaffe eine Gesamtzeit von unter 7:45. Meine Trinkflaschen sind wieder leer, ist aber nicht so schlimm, weil ich schon den Geschmack des Zielbiers im Mund habe. Ich überlege mir, was ich mir im Restaurant zum Nachtessen bestelle. Ich kann das Ziel nun schon sehen, es sind aber noch fast 500Hm bis dahin. Schlussendlich habe ich auch diese geschafft und laufe nach 7:43:12 in Furt ein. Zeit für die Etappe 47Minuten (geplant 45 Minuten).

Überglücklich im Ziel nach 7:43h

Ich hole mir bei der Verpflegung zwei Becher Cola, dann ziehe ich mich um und sitze auf die Terrasse des Restaurants. Ein alkoholfreies Weissbier und eine Gulaschsuppe später bin ich bereit für die Heimreise. Als ich aufstehe und zur Gondel gehen will, behindert mich mein linker Fuss nun ziemlich stark. Da werde ich noch ein paar Tage mit beschäftigt sein.

Fazit:
Trail-Marathon ist nicht gleich Trail-Marathon! Gegenüber dem Irontrail war meine durchschnittliche Kilometerzeit fast 2 Minuten langsamer (12:15 gegenüber 10:21). Die Ausrüstung hat sich grösstenteils bewährt. (Für die Gamaschen muss ich noch eine bessere Lösung finden). Ich habe den ersten Quali-Punkt für den Ultra Trail Mont Blanc erarbeitet. Nächstes Jahr will ich mir die restlichen 6 holen. Die Verpflegung muss ich noch optimieren. Ich führe unterwegs zu wenig Energie zu.

Insgesamt ein toller, aber sehr anspruchsvoller Lauf! Mein Respekt vor der 80km ist aber ziemlich gestiegen.


Donnerstag, 29. August 2013

Trail-Running-Training im Saanenland

Diese Woche war ich anlässlich einer Weiterbildung im Saanenland (Saanenmöser). Ich habe mir gedacht, ich nutze die Zeit gleich für etwas "Berg-Training". Neben dem Trainingseffekt ging es mir dabei drum, die gesamte Ausrüstung zu testen und vor allem das Laufen mit den Stöcken besser zu lernen. Folgende Läufe habe ich absolviert:

Sonntag, 25.8.:
Nach dem Einchecken im Hotel bin ich eine kurze (6km) Runde mit wenigen Höhenmetern gelaufen. Es war strenger als gewünscht. Nach der Anreise im Auto hat es aber trotzdem gut getan und ich hatte mir ein Feierabendbier an der Bar verdient.

Montag, 26.8.:
Wir haben zweieinhalb Stunden Mittagspause und nach einem Salätchen versuche ich auf das Horneggli zu laufen (ca. 480Hm). Ziemlich gestresst geht es ohne Einlaufen direkt in den Aufstieg. Ich schaffe den Aufstieg in 33 Minuten und habe so genügend Zeit um die Hornfluh zu umrunden. Den Downhill schaffe ich in 17 Minuten. Die Mittagspause ist optimal genutzt und ich habe den Kopf wieder frei für das Seminar.

Dienstag, 27.8.:
Heute haben wir am Nachmittag frei und ich will das natürlich nutzen. Ich verzichte gleich ganz auf das Mittagessen und ziehe mich sofort um. Als ich bereit bin, regnet es draussen und ich warte erst mal ab. Nach knapp einer Stunde sieht es dann besser aus und ich laufe los. Zuerst flach Richtung Schönried, dann wieder hoch zum Horneggli. Ich nehme dann den Weg über die Hornfluh zum Hornberg. Auf 1900m bin ich in den Wolken und es nieselt etwas. Ich treffe keine Leute an und geniesse die Ruhe. Ab dem Hornberg laufe ich über das Turbachtal nach Gstaad. Dort beschliesse ich, noch den Rellerligrat in Angriff zu nehmen. Der Weg führt zuerst flach nach Saanen, von dort sind es dann etwas über 800m bis aufs "Rellerli". Während dem Aufstieg beginnt es zu regnen und wird ziemlich kühl. Ich bin froh, dass ich die "Notfall-Packung" bei mir habe und ziehe mir Regenjacke und Mütze an. Für den Abstieg muss ich dann sogar die Handschuhe anziehen, da ich vor Kälte die Hände fast nicht mehr spüre.


Es ist zwar nicht angenehm, im Regen durch die Berge zu laufen, ich bin aber froh um den Erfahrungsgewinn und bekomme auch Respekt vor dem raschen Temperaturwechsel. Ich denke es lohnt sich lieber mal etwa zu viel mitzunehmen. Nach 3:55h bin ich wieder im Hotel und die heisse Dusche ist wirklich verdient. Insgesamt 26km und 1500Hm.

Mittwoch, 28.8.:
Den gestrigen Lauf habe ich gut verdaut und spüre wenig im Körper. So will ich es heute nochmals wissen. Ich möchte zum Lauenensee und wieder zurück laufen. Dies nicht auf dem einfachsten Weg. Ich starte um 13:15 und nehme diesmal die Asphaltstrasse direkt auf den Hornberg. Ich will über den Türlipass nach Lauenen weiter und habe das Gefühl, der Höhenweg sei schneller als unten durch das Turbachtal. Der Höhenweg ist dann auch spektakulär, aber alles andere als schnell.


Nach 2:45 (16:00 Uhr) bin ich dann beim Türlipass und rechne mal kurz durch, wie lange ich zurück zum Hotel brauche. Nachtessen um 19:00 wäre nämlich schon eine tolle Sache. Ich habe verschiedene Möglichkeiten:
1. Zurück durchs Turbachtal nach Gstaad oder über den Hornberg nach Saanenmöser
2. Über den Wasserngrat nach Gstaad
3. Weiter nach Lauenen, von dort nach Gstaad

Möglichkeit 1 scheidet aus, da dies die am wenigsten reizvolle Variante ist. Möglichkeit 2 dauert zu lange, und wäre die anstrengendste. Die heb ich mir für ein anderes Mal auf. Also Downhill nach Lauenen.

Der Downhill macht Spass. Als dann das Handy klingelt und ich abnehmen will, resultiert ein kapitaler Sturz mit Schürfung und Wadenkrampf. Wieder was gelernt! In Lauenen reizt das Postauto. Ich bleibe aber hart und will bis Gstaad laufen. Der Weg ist dann auch toll, allerdings leide ich nach fast 4 Stunden auf den Füssen. Ich rufe mal den Fahrplan ab Gstaad ab und sehe sofort, dass ich den 17:05 Zug nicht erreiche und nachher bis 18:11 warten muss. Während ich mich vorwärts kämpfe wäge ich die Möglichkeiten ab. Eigentlich könnte ich mir die Zugfahrt gönnen, andererseits macht es keinen Spass zu warten und es wäre natürlich toll, die Runde zu Fuss abzuschliessen.

Um 17:18 bin ich in Gstaad am Wanderweg-Wegweiser. Saanenmöser 2h. Das heisst ich kann das in 1h schaffen und wäre somit ein paar Minuten vor dem Zug da. Also los!


Zuerst führt der Weg durch die Luxus-Chalets von Gstaad. Dann über die Wiesen Richtung Schönried. Mir fehlt etwas richtiges im Magen und Wasser mag ich auch nicht mehr richtig trinken. Ich freue mich auf Cola oder Bier im Hotel und natürlich auf die Dusche. Obwohl ich die Füsse nicht getapt habe, machen diese wenig Mühe und ich freue mich darüber. Auf den letzten Kilometern telefoniere ich noch kurz nach Hause, da ich im Hotel wahrscheinlich zu wenig Zeit habe vor dem Nachtessen. Schlussendlich ist es geschafft. Nach gut 5h Laufzeit habe ich es geschafft. 37km/1370Hm. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Als ich meine Sachen auf den Balkon hänge trifft der Zug aus Gstaad im Bahnhof ein. Dieses Rennen habe ich also gewonnen. Eine Blase habe ich mir eingefangen, zudem bleibt ein Fünfliber grosses Stück Haut der Fusssohle gleich an den Socken kleben. Ansonsten aber alles gut überstanden.


Fazit:
Die Rennerei/Gehherei in den Bergen hat mich wirklich gepackt. Mit dem Raidlight-Rucksack und den Stöcken funktioniert das gut. Ich freue mich und bin gespannt auf den Sardona-Trail-Marathon. Die mehrstündigen Läufe geben mir sehr viel Energie und ich will versuchen, wieder konsequent einen langen Lauf in der Woche einzubauen.

Samstag, 17. August 2013

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen

Am Sonntag nach dem Irontrail T41 hat der Muskelkater dann auch prompt eingesetzt. Montag und Dienstag war er deutlich spürbar, am Mittwoch ging es bereits viel besser und am Abend habe ich ein erstes Training gewagt.

Am Sonntag konnte ich mich ausruhen und nach dem tollen Erlebnis natürlich gleich wieder Pläne schmieden. Nach einem Telefon mit der Schwiegermutter war klar, ich kann am Samstag, 14. September den Sardona Trail Marathon (39km / 3000Hm) laufen. Sie wird die Jungs hüten. - Da ist man doch über die Schwiegermutter gleich wieder froh.

Einige Lehren aus dem Irontrail sind schnell gezogen:
1.) Ich brauche Stöcke!
Im Trail Magazin war ein Test von verschiedenen Trekking Stöcken und ich hab mir gleich den "gröbsten" bestellt. Der Komperdell Ultralight Vario 4 wurde dann auch nach wenigen Tagen geliefert und gleich getestet.
Komperdell Ultralight Vario 4
Ein Stock wiegt nur 200g und ich kann diese beim Laufen problemlos mittragen.

2.) Der Rucksack ist nicht optimal
Der Salomon-Rucksack ist zwar gut. Ich habe aber das Problem, dass die Flaschen nicht so einfach zum wegstecken sind, da diese am Rücken getragen werden. Als Alternative habe ich mir den Raidlight Olmo 20 mit Front-Flaschenhaltern bestellt. Auch diese Lieferung erfolgte prompt:

Raidlight Olmo 20
Die Flaschen vorne sehen mal cool aus, die Gewichtsverteilung ist besser. Zudem werden die Hände zum trinken nicht benötigt, das ist beim Aufstieg mit den Stöcken ein Vorteil. Der Rucksack ist sehr kompakt geschnitten und läuft am Rücken wesentlich weniger tief als der Salomon. Mir fehlen etwas die gut zugänglichen Reisverschlusstaschen des Salomon, ich denke aber für das Rennen funktioniert es gut. Am Sardona Trail wird der Test stattfinden.

3.) Zu viele Steine in den Schuhen
Ich habe mir Salomon S-Lab Gaiters bestellt. Diese wurden leider noch nicht geliefert. Ich bin gespannt, ob dieses Gamaschen-System funktioniert. Meine Fusssohlen wären dankbar um jedes Steinchen, welches den Weg Ihnen nicht mehr findet.

4.) Krämpfe
Ich habe mir Kalzium-Tabletten besorgt. Diese kann ich während dem Rennen einnehmen und ich hoffe damit, die Krampfbildung zu minimieren. - Ist noch nicht getestet.

5.) Ich muss bergauf und bergab schneller werden
Tja, da hilft nur Training. Deshalb am Samstag einen Morgenlauf vor 6:00 Uhr gestartet:

Sonnenaufgang
Ende August bin ich an einem Seminar in der Gstaad-Region. Da sollten auch ein paar Höhenmeter drinliegen. Dann habe ich mich noch für den Luzern-Marathon angemeldet, welcher Ende Oktober stattfindet. Das wird wohl der Saison-Abschluss sein. - Das Laufen macht mir grossen Spass und bringt mir viel Energie für den Alltag. Deshalb: Keep on running!

Sonntag, 11. August 2013

Irontrail T41 - Geballte Erfahrungen

Vorbereitung
Ich hatte das Streckenprofil genau studiert und für jeden Abschnitt eine Zeitschätzung gemacht. So kam ich auf eine realistische Marschtabelle mit einer Totalzeit von 7h. Das würde dann heissen, 21:00 Uhr in Davos im Ziel. (Hätte ich die 7h einhalten können, hätte ich den 3. Gesamtrang und den Sieg in meiner Alterskategorie erreicht. Meine Marschtabelle war also absolut unrealistisch. Der Post heisst ja auch "Geballte Erfahrungen")
Am Samstag Morgen bin ich mit dem Auto nach Davos gefahren und habe es in der Nähe des Ziels parkiert. Dann habe ich den Bus nach Lenzerheide genommen. Im Auto hatte ich bewusst meine Lieblingslieder gehört, denn normalerweise läuft einem dann auf der ganzen Strecke "eines nach". Im Postauto lief dann aber auch der Radio und prompt hat sich Florian Ast "Du bisch min Ängel" eingeschlichen.
Auf der Lenzerheide war dann genügend Zeit für die Startvorbereitungen. Inzwischen kenne ich das ganze Prozedere und war mit der ganzen Ausrüstung um 14:00 Uhr für den Start bereit.
Meine Taktik war, gut auf die Pulsuhr zu achten und bis zum höchsten Punkt, dem Weisshorn bei Streckenmitte nicht über 160 Schläge/Minute zu gehen. So würde ich meine Energiereserven nicht zu früh verschiessen.
Kurz vor dem Start auf der Lenzerheide
Lenzerheide - Joch / 10km , 544m Aufstieg / Zeit geplant: 1:25 / Zeit gelaufen: 1:21
Gut 80 Läuferinnen und Läufer machen sich um 14:00 Uhr auf den Weg. Das Wetter ist perfekt. Kein Regen in Sicht und Temperaturen zwischen 15° und 20°. Ich bemerke schon bald, dass mein Drang nach vorne zu laufen sich wieder bemerkbar macht. Der Puls ist auch schon über 160. Ich halte mich zurück und sage mir, dass die Anderen das zu hohe Anfangstempo büssen werden. Bei den Aufstiegen versuche ich erst gar nicht zu laufen, sondern marschiere. Ich bin so gar nicht viel langsamer, spare aber Energie.
Am Anfang ist das Feld noch ziemlich geschlossen und es geht im Konvoi
 Kurz nach Valbella verpassen die Läufer vor uns eine Abzweigung und verschwinden im Wald. Der Läufer vor mir merkt das und wir nehmen den richtigen Weg. Ich überhole ihn und sehe nun keinen mehr vor mir. Die Strecke ist gut markiert und hier auch gut laufbar.

Aufstieg zum Joch (oben in der Bildmitte)
Um mich herum ist ein Schweizer, welcher bergauf langsamer, auf der Ebene und abwärts schneller ist als ich. Dann noch zwei englischsprachige Jungs, welche gemeinsam laufen. Sie laufen relativ langsam, aber auch in steilen Steigungen ohne Marschpause. Der Schweizer hat Stöcke dabei. Da ich aber aufwärts schneller bin, denke ich die bringen gar nicht viel. (Auch diese Einschätzung werde ich in den nächsten Stunden noch korrigieren). Das Joch (2020 müM) erreiche ich nach 1:21. Etwas schneller als meine Marschtabelle. Das Leben ist schön und ich bin ja so toll!

Joch - Tschiertschen / 3km , 707m Abstieg / Zeit geplant: 0:30 / Zeit gelaufen: 0:31
Der Downhill startet genial. Ein Singletrail über Weiden und durch Wälder. Ich lasse es fliegen und kann einige Läufer überholen. Ich merke, ich bin der geborene Downhill-Läufer. (Die nächste Einschätzung, die noch zerlegt werden wird). Dass man sich in dieser frühen Phase bergab etwas schonen sollte, schlage ich in den Wind, da es so viel Spass macht. Wie hat mir Markus Hauri letzte Woche gesagt: "Der Muskelkater setzt sowieso erst am nächsten Tag ein.". 

Ankunft in Tschiertschen
Kurz vor Tschiertschen werde ich dann auch mal überholt und merke zum ersten Mal, dass ich längst nicht der Schnellste bin bergab. In Tschiertschen ist dann der erste Verpflegungsposten. Wie es sich in Graubünden gehört, gibt es sogar Bündnerfleisch. Ich bediene mich und als Dessert gibt es ein Schoko-Törtchen. Tiptop! - Leider fülle ich in beide Flaschen Iso-Getränk statt Wasser. In die eine kippe ich dann noch einen Beutel meines Iso-Pulvers. Meinen Irrtum bemerke ich erst, als ich die Verpflegungs-Station schon verlassen habe.

Tschiertschen - Weisshorn / 9km , 1340m Aufstieg / Zeit geplant: 2:00 / Zeit gelaufen: 2:08
Nun gehe ich also mit einer Flasche Iso-Getränk und einer ungeniessbaren Flasche Iso-Getränk auf die "Königsetappe". Auf einer Alp unterwegs hat es Wasser und ich kann den Irrtum glücklicherweise korrigieren. 

Der Aufstieg hier ist nun deutlich steiler, als der aufs Joch. Es gibt praktisch keine laufbaren Strecken mehr und ich marschiere. Der Puls bewegt sich praktisch ständig über 160 und ich muss aufpassen, dass ich hier nicht alle "Körner" verbrauche.
Aufbruch in Tschiertschen. Der höchste Punkt über dem Chalet ist das Weisshorn
 Erfreulich ist, dass ich wesentlich öfter überholen kann, als dass ich überholt werde. Die GPS-Uhr zeigt mir die Höhe an. Ich freue mich über die Fortschritte und rechne aus, wie viel ich noch steigen muss. Da ich von einer Gipfelhöhe von 2450 müM ausgehe, dass Weisshorn aber tatsächlich 2650 müM ist, gibt es einen rechten Dämpfer. Im Aufstieg passiere ich die 30km und die 25km Reststrecken-Markierungen. Das sind für mich in der Ebene recht lockere Strecken. Heute wird das anders sein.
Kurz vor dem Gipfel treffe ich auf Stefan. Er bittet mich, mit seinem Handy ein Foto von ihm zu machen. Wir werden die nächsten 20km immer in der Nähe laufen. Auf dem Gipfel kommt dann auch noch Thomas dazu. Bergauf bin ich vorne. Bergab die anderen beiden. (Leider ist das letzte Stück bergab).
Im Aufstieg werde ich vom späteren Sieger des T81 überholt. Beeindruckend, wie der den Berg hochwetzt! (Natürlich mit Stöcken).
Weisshorn-Gipfel
 Je näher der Gipfel kommt, desto steiler wird es. Vom marschieren in der Neigung brennen mir die Fusssohlen. Ich sehe aber, dass andere noch viel mehr leiden. Oben ist es zügig und mit den schweissnassen Kleidern wird es nun frisch. In der Bergstation gibt es Wasser und Brot. Wie im Gefängnis, nur viel besser! Ich setze mich kurz hin, da man ja aber auch beim marschieren essen und trinken kann, macht sitzen keinen Sinn und ich mache mich wieder auf die Socken. Ich habe zwar etwas Boden verloren, ich bin aber immer noch genau auf der Marschtabelle. Von nun an wird es nur noch leichter! (Eine Einschätzung, .......)

Weisshorn - Arosa / 5km , 860m Abstieg / Zeit geplant: 0:40 / Zeit gelaufen: 0:49
Dieser Downhill besteht nicht aus Singletrail. Eine breite steile Geröllrampe lässt die Fusssohlen gleich weiterbrennen. Die Leute, welche ich im Aufstieg überholt habe, laufen nun locker an mir vorbei. Ich weiss nicht, woran es liegt, aber bergab habe ich definitiv Steigerungspotential. Die einzigen, welche ich überholen kann, sind Läufer des T141. Die haben aber auch schon fast 120km in den Beinen und ich kann ihnen nur gratulieren. 

Blick hinunter nach Arosa. Davos liegt hinter der nächsten Bergkette.
Bergab finden immer wieder Steine den Weg in die Schuhe. Ich werde mir nächste Woche Gamaschen kaufen, damit ich dieses Problem das nächste Mal nicht mehr habe. Als es einmal flach wird und ich etwas forcieren will, bekomme ich Krämpfe in den Waden. Zudem werden die brennenden Fusssohlen von Steinen malträtiert. Ich setze mich auf eine Bank und drücke einen Energie-Gel mit Salz-Zusatz runter. Dann ziehe ich beide Schuhe aus und leere diese. Nach dieser kurzen Rast geht es locker weiter nach Arosa. Ich freue mich, denn ich war noch nie in Arosa. Zudem hat es hier eine grosse Verpflegungsstation.

Verpflegung: links Wasser - rechts Iso-Getränk
Die Station befindet sich in einer Zivilschutzanlage drin. Hier gibt es auch einen Arzt, welcher mit jedem Läufer kurz spricht. Bei uns T41 ist das keine Sache. Die Läufer von T141 und T201 sind bereits einen ganzen bzw. anderthalb Tage unterwegs. Da kann man schon Beschwerden haben. Ich halte mich wieder an Bündnerfleisch und Schoko-Törtchen. Ich überlege mir noch, einen Becher Bouillon zu nehmen, bin aber zu ungeduldig und will weiter. Ich bin nun etwas hinter meiner 7h-Marschtabelle, das macht mir aber wenig aus. Dann werden es halt ein paar Minuten länger. (Es sollten 80 Minuten werden)

Arosa - Strelapass / 14km , 187m Abstieg, 464m Aufstieg, 239m Abstieg, 515m Aufstieg /
Zeit geplant: 1:45 / Zeit gelaufen: 2:43
Draussen vor der Zivilschutzanlage treffe ich Thomas und Stefan wieder. Stefan hat mit seiner Frau telefoniert und berichtet, dass wir im momentan im ersten Drittel rangiert seien. Das tönt sehr gut, dann versuchen wir die Positionen zu halten. Zuerst geht es runter zum Stausee. Meine Füsse schmerzen und das linke Fussgelenk macht sich wieder etwas bemerkbar (siehe 100km Biel). Es geht mir immer wieder eine Satz durch den Kopf, welcher von einem amerikanischen Spitzen-Ultra-Läufer stammt: "Not all pain is significant". Also Augen zu und durch. Nach dem Stausee beginnt die nächste Steigung. Ich überhole bald einen Italiener, mit welchem ich das "Auf-Ab-Jo-Jo" auf den letzen Kilometern bereits gespielt hatte. Dieses mal sehe ich ihn zu letzten Mal. Er holt mich nicht mehr ein.

Wieder mal Stefan "fressen". Am Schluss hat er allerdings die Nase vorne.
Stefan kann ich auch wieder überholen. Ich frage ihn nach der Wirksamkeit der Stöcke. Er sagt, er sei gottenfroh, dass es sie mitgenommen habe. Er meint ich wäre eine halbe Stunde schneller mit den Stöcken und überlässt mir gleich seine zum ausprobieren. Nach wenigen "Stockschlägen" ist mir klar, dass es wirklich eine Hilfe ist. Nächste Woche wird investiert! Überhaupt habe ich nun schon lange keinen Läufer ohne Stöcke mehr auf der Strecke gesehen.

Bergauf geht nach wie vor gut, wenn es nicht zu steil ist. Horizontal geht auch, ich kann aber nicht mehr so stark forcieren, da ich Angst vor Krämpfen habe. Bergab ist eher mühsam. Es macht aber immer noch Spass und ist eine tolle Erfahrung. Riesig ist der Respekt vor den T141 und T201-Teilnehmern. Wir überholen den späteren 2. Platzierten des T201, einen Tschechen. Er fragt uns, ob es noch weitere Steigungen gäbe. Wir sagen, nur noch eine kleine, kein Problem für ihn. (Wir glauben tätsachlich dass die Steigung nicht so doll ist. Wir Narren!) Er sagt, dass er Probleme mit der Atmung hat. Kunststück: Er ist seit 36h unterwegs, hat 180km und über 10'000hm gemacht. Ich wäre froh, wenn ich da nur Probleme mit der Atmung hätte.

Petr Mil, Tschechien / 2. Rang T201 / mit Rind
Bei einer Alphütte sitzt eine Gruppe und feiert jeden Läufer, welcher vorbeizottelt. Es hat natürlich wenig Zuschauer auf der Strecke. Umso mehr freut es einem, wenn man angefeuert wird! Bei der 10km Tafel mache ich einen Freudenschrei. Das geht noch locker, meine ich. die Freude ist zu früh. Es geht nochmals abwärts und Stefan und Thomas meinen, wir hätten alle Steigungen hinter uns. Ich muss sie leider enttäuschen. So treffen wir irgendwann nach 20:00 bei der letzen Verpflegungsstation Jatz ein. Ich nehme einen Becher Bouillon und zwei Becher Cola. Dazu etwas Brot. Ein Helfer klärt uns über die restliche Strecke auf: Distanz ca. 8km, davon ungefähr eine Stunde berauf bis Strelapass, nachher noch 30 Minuten abwärts bis Davos. Es dunkelt langsam ein und ich muss mein Ziel begraben, den Lauf ohne Stirnlampe zu beenden. Stefan geht als erster los, da er friert. Ich denke ich werde ihn aufwärts wieder überholen, was ich aber nicht mehr schaffe. Irgendwie hat er den Turbo gefunden. Ich gehe vor Thomas, er überholt mich dann, als ich die Stirnlampe und ein langes Shirt montiere. Als er später das selbe macht, bin ich wieder vorne. Nach einem brutal steilen Aufstieg geht es flach durch ein Hochtal. Dort überhole ich Jeannette Odermatt, die Siegerin des T141. Ich gratuliere ihr zu ihrer Leistung, sie ist aber nicht wirklich gesprächig. (Nach 24 Rennstunden schweigen auch die Frauen).

Der Mond steht am Himmel, und ich vor der Strelapass-Wand
Die Sonne ist untergegangen und wenn ich zurückschaue, sehe ich die Stirnlampen der Läufer hinter mir. Die letzten 300m hoch zum Strelapass haben es nochmals in sich. Da hilft nur noch Geduld. Irgendwann wird es zu Ende sein. Im Aufstieg werde ich von zwei T81 Spitzenläufern überholt (Mann + Frau). Wahnsinn, die fräsen einfach gerade den Berg hoch und ich habe das Gefühl bei mir geht es rückwärts. Dann wird es auf einmal flach und ich habe es geschafft! Strelapass bezwungen! Nur noch abwärts ins Ziel!

Diese Etappe hatte ich total unterschätzt.

Strelapass - Davos / 5km , 788m Abstieg / Zeit geplant: 0:40 / Zeit gelaufen: 0:46
Hier wieder Singletrail-Downhill. Bei Dunkelheit ist das aber mehr Stress als Freude. Ich versuche Gas zu geben, will aber auf keinen Fall stürzen. Bis zur Schatzalp ist es frustrierend, da ich wieder mehrfach überholt werde. Ich habe keine Chance die Tempis mitzugehen, welche die erfahrenen Läufer zustande bringen. Ab Schatzalp laufen wir dann auf einem breiten Wanderweg und ich treffe keine anderen Teilnehmer mehr bis ins Ziel. Um 22:19 Uhr treffe ich dort ein. Es geht mir gut und ich bin sehr zufrieden und habe ein riesen Freude, dass ich es geschafft habe. Das war sicher nicht mein letzter Berg-Trail-Lauf.

Stefan berichtet mir, dass wir tolle Ränge erreicht hätten. Ich habe den 12. Gesamtrang von 63 Klassierten erreicht. In meiner Alteskategorie bin ich sogar 4. (von 28) geworden. Der Rückstand auf den 2. Rang beträgt weniger als 5 Minuten (hätte ich doch Stöcke gehabt).

Das Erlebnis war super und der Erfahrungsgewinn enorm! - Bis zum nächsten Mal!

Montag, 5. August 2013

Vorbereitung Irontrail T41 abgeschlossen

Nächsten Samstag, 10.8.13, will ich meinen ersten Berg-Ultra-Trail laufen. Der Irontrail T41 führt in 48km und 2930Hm von Lenzerheide über Arosa nach Davos. Die letzten Wochen habe ich infolge Hitze und viel Arbeit nicht allzuviel trainiert. Dementsprechend sind meine Erwartungen leistungsmässig nicht allzu hoch. Ich bin aber gespannt, wie ich die Strecke überhaupt bewältigen kann. So viele Höhenmeter habe ich noch nie am Stück gemacht.
Ebenfalls zum ersten Mal laufe ich mit Pflichtausrüstung. Im Training bin ich deshalb nun bereits immer mit dem vollgepackten Salomon Agile 17 gelaufen. Momentan habe ich das Gefühl, ich bin jeweils ziemlich träge unterwegs. Die "schweren" Trailschuhe erhöhen die Dynamik auch nicht gerade.

Eine Herausforderung wird die Renneinteilung sein. Ich denke ich muss mich in der ersten Rennhälfte in den Anstiegen schonen, damit ich genügend Reserven für den Schluss behalten kann. Das wird nicht ganz einfach sein, da im allgemeinen am Anfang zu schnell gelaufen wird. Mal sehen, wie ich das auf die Reihe kriege.

Mein Saisonhöhepunkt "The Wayve" wurde leider wegen zu wenig Teilnehmern abgesagt. Ich will nach dem Irontrail entscheiden, was ich noch mache. Im Hinterkopf habe ich das 12h-Rennen von Brugg und den Luzern-Marathon.

Nun heisst es aber noch 4 Tage relaxen und dann am Samstag vollen Einsatz im Gebirge! Ich hoffe das Wetter spielt mit, damit das Rennen ordnungsgemäss durchgeführt werden kann.

Samstag, 29. Juni 2013

Wie geht es weiter?

Mein Fussgelenk brauchte nahc Biel 2 Wochen Erholung, bevor es wieder schmerzfrei war und ich einen Trainingsversuch gestartet habe. Ich habe einen wunderschönen Abendlauf von Holziken über den Stübisberg bis auf den Reitnauer Berg und dann durchs Tal über Staffelbach zurück nach Schöftland gemacht. Genau 20km in 2 Stunden. Leider habe ich das Fussgelenk wieder mehr als deutlich gespürt und mir ensprechend Sorgen gemacht. Der Lauf war auch ziemlich hart und ich hatte nachher Muskelkater. Der Wiedereinstieg nach dem 100km-High ist also nicht ohne.

Für "The Wayve" (100km / 2000Hm) um den Zürichsee am 21.9. hatte ich mich bereits am Sonntag nach dem 100er angemeldet. Inzwischen habe ich mich nach Rücksprache mit Silvia auch für den Irontrail T41 (45km, 2700Hm, Lenzerheide-Davos) am 10.8. angemeldet. Dort bin ich vor allem auf die Steigungen und Downhills gespannt. Keine Ahnung, wie ich das verkrafte.

Da es für den Irontrail eine Pflichtausrüstung braucht, habe ich mir einen grösseren Laufrucksack zugelegt.
Den Salomon Agile 17. Ein tolles Ding, getestet bereits beim Abendlauf
 Zur Pflichtausrüstung gehören Trailschuhe, also heisst es auch hier nachrüsten. Die Wahl fiel auf den Asics Gel-Fuji Trabuco:



Diesen habe ich heute bei einem stündigen Lauf durch die Wälder getestet. Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend. Erfreulicherweise hatte ich heute auch keine Probleme mit dem Fussgelenk!

Das nächste Highlight ist der Gigathlon. Ich werde Markus Hauri während zwei Tagen als Supporter unterstützen. Falls alles klappt, kann ich ihn sogar als Pacer auf der Abend-Laufstrecke vom Rütli nach Buochs begleiten. Er hat mir dafür angeboten, als Betreuer zu "The Wayve" mitzukommen.

Wie sehen meine weiteren Ziele aus?
Falls alles gut läuft und ich noch Lust habe, könnte ich als Saison-Abschluss noch den Luzern-Marathon Ende Oktober laufen. Das wäre eine Möglichkeit, eine gute  PB im Marathon zu laufen.

Für nächstes Jahr habe ich die Idee, mal eine Distanz über 100km anzugreifen. Das wäre am XXL-Ultra-Marathon Bielersee möglich. Oder bei einem 12 oder 24h Stunden Rennen. Falls der Irontrail T41 funktioniert, wären längere Distanzen bei Bergrennen erstrebenswert. In der Schweiz hat es ja ein tolles Angebot an solchen Rennen. Die Krönung in Europa wäre dann natürlich der Ultra Trail Mont Blanc (UTMB) mit 168km und 9600Hm. Mal sehen, ob ich jemals dorhin komme. Dies wäre wohl nur durch einen amerikanischen 100 Meilen-Klassiker wie Western States 100 oder Leadville 100 zu toppen!

Die Visionen sind also vorhanden. Zuerst wartet nun aber wieder Training auf mich. Ich will wieder einen guten Trainings-Rythmus finden und vor allem mehr längere Läufe machen. Was ich auch testen will, sind richtige Anstiege (1000Hm am Stück). Ich freue mich und bin gespannt, wie sich mein "Laufprojekt" weiter entwickelt!

Montag, 10. Juni 2013

Die 100km von Biel

Vor dem Rennen
Zusammen mit meinem Fahrradbegleiter Mark Schelbert, machte ich mich am Freitag Abend um 18:30 Uhr auf den Weg nach Biel. Auf der A1 hatten wir Stau und Kolonnenverkehr von Oftringen bis Niederbipp. Wir erwischten einen der letzten Plätze auf dem offiziellen Parkplatz. Ich holte die Startnummer und das "Coach"-Schild für die Fahrradbegleitung. Dann haben wir uns in der Turnhalle umgezogen und anschliessend auf der Terrasse vor dem Kongresshaus noch etwas getrunken.


Der Abend war herrlich warm und es herrschten perfekte Bedingungen für das Rennen. Nach 21:00 Uhr machte ich mich bereit für das Rennen. Ich habe Füsse, Brustwarzen und Schlüsselbeine getapt und meinen Laufrucksack gepackt. Mark hat das Velo bereit gemacht und ist dann mit dem Fahrradkonvoi unter Polizeibegleitung nach Lyss gefahren.


Vor dem Start habe ich noch meinen Militär-Kollegen Philipp Eschler getroffen, welcher sich den 100er mit seiner Frau aufgeteilt hat. Ich war gespannt auf die kommenden Stunden. Um 21:45 habe ich mich dann in die Menge (ca. 1000 Starterinnen und Starter) eingereiht. Lustigerweise kam 3 Minuten vor dem Start das Lied "Guardian" von Alanis Morisette. Dieses Lied hatte ich mir vor dem 50km Lauf im Mai zur Motivation mehrmals angehört. Ich wertete das als gutes Omen für die anstehenden Kilometer.


Start
Genau um 22:00 Uhr fiel dann der Startschuss und die Menge machte sich auf den Weg. Das Startgedränge war ich mir vom Zürich-Marathon gewohnt. Zum Glück geht es bei einem Ultramarathon bedeutend gemächlicher und friedlicher zu. Da ich den GPS-Empfang auf der Pulsuhr ausgeschaltet hatte (Akku reicht sonst nicht), musste ich meine Startgeschwindigkeit anhand der Kilometermarkierungen selber errechnen. Ich hatte mir 6min/km vorgenommen, was dann genau 10km in der Stunde ergibt.

Kilometer 0 bis 10
Den ersten Kilometer lief ich in 6:30, also tiptop und vor allem nicht zu schnell. Nach 3km war ich dann genau auf dem 6min-Schnitt. Nach einer Runde durch die Stadt mit vielen Zuschauern, ging es über das Stauwehr in Port zur ersten Steigung bei km 7. Den Anstieg nach Bellmund marschierte ich grösstenteils, um den Puls nicht zu hoch zu treiben und zu früh meine Kräfte zu verschleudern. Beim Downhill nach Jens versuche ich dann Gas zu geben, ohne den Körper zu fest zu belasten. In Jens wartet mein einziger Fan an der Strecke. Fabienne (meine Schulkollegin aus der Coaching-Ausbildung) steht um 23:00 wie versprochen an der Strecke. Ich halte kurz an und eine Umarmung liegt drin, dann schickt sie mich gnadenlos wieder auf die Strecke: "Du muesch jetz laufe, nid umestoh!". Da ich ja gewohnt bin, Frauen zu gehorchen, mache ich mich wieder auf die Socken. Kurz nach Jens sind dann die ersten 10 km geschafft. Trotz des Hügels, bleibe ich mit 59:21 knapp unter den 60 Minuten. Punktlandung!

Kilometer 10 bis 20
Die nächsten 10km über Aarberg bis vor Lyss sind topfeben. Ich habe nun meinen Rhythmus gefunden und laufe mit einem Puls von gut 150. Viele Läufer sind zu zweit unterwegs und unterhalten sich. Ich hänge mich an solche Zweiergruppen und lausche deren Gesprächen. So läuft es sich locker. Bei den Verpflegungsposten laufe ich jeweils durch, da ich Getränk und Essen im Rucksack habe. Auf dieser Strecke überholt uns die Spitze des Marathons. Zum Glück sind die Teilnehmer der kürzeren und Staffetten-Rennen auf dem Rücken bezeichnet, sonst gäbe es wahrscheinlich psychische Probleme, wenn man immer von schnelleren Läufern überholt wird. Höhepunkt dieser Etappe ist die Passage der Holzbrücke und anschliessend der Altstadt von Aarberg. Volksfeststimmung


Nach Aarberg wird es dann wieder ruhiger, obwohl in allen Dörfern die Leute auch nach Mitternacht noch draussen sitzen und die Läufer motivieren. Mir geht es gut, nur am linken Bein habe ich einen Schmerz zwischen Knöchel und Schienbein, welcher schon längere Zeit da ist. Beim 20km-Schild kontrolliere ich meine Zwischenzeit: 59:14 für die zweiten 10 km, perfekt im Plan.

Kilometer 20 bis 30
Die dritte Etappe ist wieder eine schwierige, mit einigen Höhenmetern beim Aufstieg nach Grossaffoltern. Anderseits dürfen ab Lyss die Velos mitfahren und ich kann auf den Support von Mark zählen. Beim ausgemachten Treffpunkt am Ende von Lyss, wartet aber kein Mark. So rufe ich ihn an und er ist noch in Lyss beim McDonalds, wo er mich verpasst hat. So schnell bin ich anscheinend durchgehuscht. Er gibt Gas, um mich aufzuholen, was nicht ganz einfach ist, da die Strasse eng und mit Läufern und Velos ziemlich verstopft ist. Mir geht es immer noch gut und bei den steilen Stellen marschiere ich wieder. Das Wasser geht mir allerdings aus und ich fülle eine Flasche bei der Verpflegungsstation bei km 25. Ich esse ein Stück Banane und etwas Brot. Bald nach der Verpflegungsstation ist dann Mark bei mir, was das laufen natürlich angenehmer macht. Nach 29km haben wir den Scheitelpunkt dieses Anstiegs erreicht und es geht wieder runter bis km 30 und dem nächsten Verpflegungsposten. Ich beauftrage Mark, welche Flaschen er wie zu füllen hat. Ohne ihn zu informieren steuere ich ein freies ToiToi an und schaffe mir Erleichterung. Kaum zu glauben, wie zufrieden man morgens um 1:00 Uhr mit einer Stirnlampe, verschwitzt und müde in einer Plastik-Scheiss-Kabine sein kann. Nach dem Boxenstopp laufe ich wieder los. Wo ist wohl Mark jetzt? Hinter mir oder vor mir? - Die Frage klärt sich bald, als er mich überholt. Leider merkt es dies nicht und mir geht es zu schnell, damit ich ihm zurufen kann. Er merkt bald, dass etwas nicht stimmen kann und wartet auf mich. Alles wieder in Butter. Die Zwischenzeit bei 30km sagt: 1:00:10 für die Etappe. Immer noch genau im Plan.

Kilometer 30 bis 40
Easy-Etappe, 10 km leicht abfallend durch das Limpachtal. In meiner Planung wollte ich hier eigentlich Gas geben. Die Schmerzen am linken Fuss sind aber nicht verschwunden und werden eher stärker. Zudem habe ich Respekt vor dem Aufstieg zwischen km 40 und 50. So halte ich einfach meinen Rhythmus ein. Ich laufe meist alleine. Zwischendurch werde ich überholt, manchmal überhole ich. Mein Schritt ist immer noch rund und flüssig. Bei einigen anderen Läufern sieht das bereits anders aus. Die ersten machen nun auch auf den flachen Stücken Gehpausen. Mein Ziel: Ich marschiere nur bergauf! Zwichendurch bekomme ich lästiges Seitenstechen (anscheinend haben meine Eingeweide nach dem ToiToi-Stopp zu viel Platz). Ich nehme das aber locker und rechne mir aus, dass es nur noch ca. 25 Minuten bis zur nächsten Steigung dauert und das Seitenstechen beim marschieren sicher weggeht. Mark meint, ich solle einfach nicht alle seine Sprüche kommentieren, dann würde es sich mit dem Seitenstechen geben. Zeit für diese 10km: 1:02:22. - Nicht wie erhofft unter 60 Minuten, aber auch kein dramatischer Einbruch. Alles im Lot!

Kilometer 40 bis 50
Aus meiner Sicht die "Königsetappe", mit dem langen Aufstieg nach Buechhof. Kaum ins marschieren gewechselt, war das Seitenstechen weg. Dafür machte sich mein linker Fuss nun immer stärker bemerkbar. Ich marschierte so zügig wie möglich hoch, der Puls sank etwas ab, bewegte sich aber immer noch bei fast 150. Im linken Schuh hatte ich nun auch noch Steine, so setzte ich mich kurz auf die Strasse, als ich den höchsten Punkt der Strecke erreicht hatte, und leerte den Schuh. Dann sofort wieder zurück auf die Strasse und im Laufschritt Richtung "Halbzeit". Aufmerksame Beobachter haben uns auf unser Coop-Körbchen auf dem Velo angesprochen. Selbstverständlich haben wir dieses nur ausgeleiht und werden auch auf jegliche Superpunkt-Ansprüche für diese 100km verzichten. Nach Jegenstorf erreichen wir die 50km-Marke. Weiter bin ich noch nie am Stück gelaufen. Ab jetzt beginnt Neuland. Für die Königsetappe habe ich 1:07:55 gebraucht. Das ist okay, von meinem Traum eines 10h-Finishs muss ich mich nun aber langsam verabschieden.

Kilometer 50 bis 60
In meiner Planung, wollte ich auf dieser Etappe Gas geben, da es auf der ganzen Strecke leicht abwärts geht. Nach Kilometer 50 war mir aber gar nicht richtig nach Tempo machen. Ich machte mir zudem etwas Sorgen betreffend den Kilometern 56 bis 66. Das ist der berühmt/berüchtigte Emmendamm, auch "Ho-Chi-Min-Pfad" genannt. Dort sind keine Velo-Begleiter zugelassen, da der Weg zu eng und steinig ist. Ich hatte Zweifel, ob ich ohne Mark im Laufschritt bleiben würde. Beim Verpflegungsposten Kirchberg (km 56) trennten sich dann unsere Wege und wir verabredeten uns beim Posten Gerlafingen wieder. Ich nahm mir einen Becher Bouillon und einen Becher Tee, zudem Banane und Linzertörtchen. Dann setzte ich mich auf hin und wollte eine kurze Pause machen. 


Nach einem Selbstportrait, war mir die Pause dann bereits verleidet und ich habe mir überlegt, dass ich besser im Marschieren Pause machen würde. Also bin ich wieder aufgestanden und alleine losmarschiert. Nachdem ich die Becher wieder los hatte, habe ich dann wieder in den Laufschritt gewechselt. Der "Ho-Chi-Min-Pfad" konnte kommen. Genau als sich der Weg verengte, bin ich auf einen anderen Läufer mit einer auffallend farbigen Laufjacke aufgelaufen. Ich hätte überholen können, dachte mir aber, ich häng mich jetzt einfach mal locker an den dran. Was dann folgte, war wohl der Beste Teil der ganzen Strecke. Ich habe mich nur noch auf die Füsse meines Vordermannes konzentriert, hinter mir hat auch noch einer angehängt und so sind wir wie ein Schnellzug die nächsten 7km bis Utzensdorf auf dem Singletrail gewetzt. Nach den vielen Asphaltstrassen, war dies mal eine tolle Abwechslung und obwohl es anspruchsvoll war, hat es total Spass gemacht! Meine "Lokomotive" war wahrscheinlich ein Pole, jedenfalls war seine Jacke so bezeichnet. Bei der nächsten Verpflegung ins Utzensdorf, habe ich ihn dann überholt und bin alleine weitergelaufen. Für die 10 km habe 1:06:36 benötigt. Keine Tempoverschärfung, aber auch kein Einbruch!

Kilometer 60 bis 70
Auch diese Etappe mehrheitlich abwärts. Ich freute mich auf Gerlafingen, da ich dort erstens Mark wieder treffen würde (hoffentlich) und zweitens es ab dort wieder zurück Richtung Westen und Biel ging. Die Reststrecke beträgt nicht mal mehr einen Marathon, allerdings verknüpfe ich mit Marathon leidvolle Erfahrungen und vertiefe diese Gedanken deshalb nicht weiter. Ich freue mich nun auf die steigennden Kilometer nach Gerlafingen. Insbesondere auf den steilen Anstieg nach Bibern. Dort darf ich endlich wieder mal marschieren. Zuerst aber das Wiedersehen in Gerlafingen mit Mark. Diesmal klappt das Treffen auf Anhieb. Ich tausche bei ihm meine leeren Flaschen und weiter gehts. Mit Gesellschaft läuft es sich einfach leichter. Ab und zu werden wir von Staffetten-Läufern überholt, das ist eine kleine Abwechslung und macht vor allem Freude, wenn es hübsche Frauen sind. Manchmal überholen wir auch andere Läufer, welche marschieren. Mein Ziel immer noch: Ich marschiere nur die steilen Steigungen! Für km 60 - 70 benötige ich 1:03:32 (endlich wieder schneller). Es ist nun ca. 05:20 Uhr, es dämmert bereits seit längerem, aber es ist ziemlich kühl. Mein nächstes Ziel ist der Sonnenaufgang!

Kilometer 70 bis 80
Die letzte "Bergetappe". Alles ist in Ordung. Nur mein linker Fuss schmerzt wie schon seit 50 km. Kein Grund zum Jammern! Also weiter. Seit ungefähr 6km (=40 Minuten) überlege ich mir, was Sonnenaufgang auf englisch heisst. Mir kommt immer nur "sunset" in den Sinn. - Dann genau im richtigen Moment: "sunrise"!!!


Auftrag an den Velo-Begleiter: "Sunrise fotografieren". Auftrag erfüllt! - Nach Bibern dann der letzte steile Anstieg mit marschieren. Die Schmerzen im linken Fuss nerven mich nun und ich mache den Schuh viel lockerer. Das bringt etwas Linderung, allerdings hätte ich das schon viel früher machen sollen. Man lernt immer dazu! Auf dem langen Abstieg nach Arch lasse ich es ziemlich fliegen, keine Rücksicht auf Verluste mehr. Wir passieren die 80km Tafel. 1:06:34 für die Bergetappe. Das macht Freude. Ein Finish unter 11 Stunden sollte so ohne Probleme möglich sein. Mark erzählt bereits von Kaffee und Gipfeli.

Kilometer 80 bis 90
Ab Arch geht es der Aare entlang bis nach Biel. Eine wunderschöne Laufstrecke für einen Samstag morgen. Es würde aber sicher etwas entspannter gehen, wenn man nicht schon die ganze Nacht unterwegs wäre. Das Bedürfnis nach Schlaf ist nun aber weg, da es wieder Tag ist. Zudem ist es nun wieder wärmer und somit angenehmer. Pulsmässig dürfte ich schneller laufen, ohne mich zu überlasten. Also probiere ich das. Ich mache kleinere, dafür schnellere Schritte und probiert aufs Gas zu drücken. Zack, da sind Krampferscheinungen in der linken Wade, später im rechten Oberschenkel. Ich wechsle ins marschieren, trinke Fitline-Drink und esse Salzbretzel. Schon bald geht es wieder besser, und ich kann wieder laufen. Temposteigerungen liegen aber bis ins Ziel keine heftigen mehr drin. Höhepunkt dieser Etappe ist ein blonder Engel mit modischer Laufjacke. Wir überholen, werden wieder überholt und können dann nochmals überholen. In Büren an der Aare hat es dann wieder mal Leute am Strassenrand, welche die Läufer anfeuern. Nur noch 13km. Diese Strecke laufe ich normalerweise nach dem Nachtessen oder vor dem Morgenessen. Ich freue mich auf die letzte Zwischenzeit bei km 90:  1:04:04. Trotz kleinen muskulären Problemen immer noch sehr konstant unterwegs. Die letzen 10 können kommen!



Kilometer 90 bis 100
In meinen Träumen hatte ich mir ja ausgemalt, wie ich hier dann die Spitzengruppe überhole und zum Sieg laufe :-) ! Von Gruppen war hier aber nicht mehr viel zu sehen. Die Läufer kämpfen sich einzeln dem Ziel entgegen. Zwei Gedanken halten mich am Laufen:
1.) Tipp von Susanne Nau bzw. Max Schiefele: "Nicht denken, Martin, laufen!!!"
2.) Ich hab mir gesagt: "Die Schmerzen habe ich nur bis über die Ziellinie. Nachher sind die sofort weg." - Dieser Gedanke sollte sich später als nicht ganz zutreffend erweisen. 8 km vor dem Ziel war er aber hilfreich.

Bei km 95 überholte mich dann mein Cou-Cousin Patrick aus Rothrist. Er war als Staffettenläufer für den TV Rothrist unterwegs. Es ging für uns beide zu schnell und wir haben uns erfreulicherweise im Ziel noch getroffen. Ab jetzt waren alle Kilometer einzeln bezeichnet. Also Reststrecke mit 7 Minuten multiplizieren und die Restdauer des Leidens ist exakt bekannt.


Beim 99km-Schild das obligatorische Foto. Dann rein in die Stadt, zweitletzte Kurve, durchs Festzelt laufen, letzte Kurve und dann über die Ziellinie! Ein toller Augenblick. Finisher-Medaille umhängen. Umarmung und Dank an Mark  für die Begleitung. Dann Festbank suchen und durch den Begleiter Gipfeli und Rivella holen lassen. Zeit für die letzen 10km: 1:07:25.

Total: 10:37:18 / 192. Platz von 801 Männern / 24. Platz von 63 in der Kategorie M35


Freude herrscht!

Nach dem Lauf
Nach dem Gipfeli gings unter die Dusche. Die Dusche musste noch durch das Überwinden einer Treppe verdient werden. Mark hatte schon seit zwei Stunden geschwollene Augen infolge Pollen und wartete noch sehnsüchtiger auf die Dusche als ich. Natürlich haben wir uns während dem Duschen wieder verloren und ich habe ihn später schlafend in der Turnhalle wiedergefunden. 100km sind auch für die Begleiter kein Zuckerschlecken. Blasen oder Ähnliches hatte ich keine. Diesmal habe ich auch keine Zehennägel geopfert. Nur der linke Knöchel bereitete mir Schmerzen. 


Die Heimfahrt ging dann zügig. Unterwegs haben wir noch das ausgeborgte Fahrrad in Rothrist abgeladen. Zu Hause das Auto ausladen, nichts auspacken, Medaille an die Jungsmannschaft abgeben, Frau küssen und ab ins Bett. Den Nachmittag habe ich dann verschlafen. Um 18:00 haben wir uns dann im Bären Holziken zum Abschluss-/Feier-Essen mit Mark und Martina getroffen. Mir ging es ziemlich gut und ich war natürlich zufrieden und dankbar, dass es so gut funktioniert hat.

The Day after (Sonntag)
Während der Nacht wurden die Schmerzen im linken Sprunggelenk stärker. Ich habe einen Eisbeutel aufgelegt. Am Morgen war dann eine ordentliche Schwellung sichtbar. Also einen Easy-Tag einlegen und viel kühlen, salben und bandagieren. Ziel ist am Montag wieder einen einigermassen aufrechten und runden Gang hinlegen zu können. Dauernd Facebook konsultieren und die Gratulationen entgegen nehmen. (Ich habe ja immer gewusst, dass ich der Beste bin. Jetzt wissen es auch alle anderen).

Kurzbesprechung mit meiner Frau: "Was ist Deine Meinung zu diesem 100km-Projekt?" - Anwort Silvia: "Ich frage mich nur: Was folgt als nächstes? 200km?" - Anwort Martin: "Nein, 111km, 2000 Höhenmeter, am 21. September bei The Wayve". 

Montag Morgen
Das Sprunggelenk eignet sich zwar noch nicht wieder zum Springen. Es geht aber schon viel besser. Ich schreibe meinen Laufbericht fertig und schwelge in den Erinnerungen. Ich glaube irgendwie macht das schon etwas süchtig. - Das nächste Mal binde ich mir die Schuhe nicht mehr so eng!


Dank
Ein herzliches dankeschön an alle, welche mich in irgendeiner Form unterstützt haben. 

Besonders danken möchte ich:
Meiner Frau Silvia: Für die Toleranz und die Unterstützung bei meinen Ego-Projekten.

Markus Hauri: Für die Begleitung bei "The Wayve 2012". Es waren harte, aber sehr wertvolle Erfahrungen.

Meinen Coaching-Mates von OL16: Hier ist das Commitment gewachsen, welches mich bis zum Start und dann auch ins Ziel in Biel gebracht hat. Speziell an Marion betreffend Motivation für die Regentrainings und Fabienne als nächtliche Unterstützung an der Strecke. 

Susanne Nau: Meiner persönlichen Coach, für die vielen Tipps bezüglich Training und Wettkampf.

Mark Schelbert: Für die Begleitung während den 100km. (Ohne Rücksicht auf das eigene Wohlbefinden)

Tinu Bühler: Für das hervorragend gewartete Begleit-Velo, welches wir ausleihen durften.

Eine solche Leistung ist nur möglich, wenn das gesamte Umfeld stimmt! Wenn ich Euch irgendwie helfen kann, bin ich gerne dabei!